WE ARE ONE, WE ARE MANY | |||
Eine "spontane" Kunstaktion am Wiener Stephansplatz | |||
Social Gold Archiv | |||
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29. Mai 2000 |
Der Standard
berichtete auf Seite 5 unter "International": „Australiens Wunden der Vergangenheit bleiben offen. Keine offizielle Entschuldigung. Australiens Premier verweigerte ein offizielles „Sorry“ für das an den Aborigines begangene Unrecht.“ |
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Da ich zu diesem Zeitpunkt gerade mit
australischen Aborigine Freunden und Künstlerkollegen der Gruppe Jama
Dreaming in kreativem Kunstkontakt stand und deren tiefe Erschütterung
über die offizielle Verweigerung der Entschuldigung mitfühlte, erschien
die Inspiration eine gemeinsame Kunstaktion zu
realisieren. Ich sprach mit Warren Clements Wunba, in meinem Atelier in
Steyr, über die Idee einen
Bildinhalt mit und von ihm und dem Standard Artikel zu schaffen, diesen
zu vergolden und an einem öffentlichen Platz in Wien am Boden zu
installieren. Dann die Passanten bitten über das Gold zu gehen und
dadurch den Bildinhalt partiell freizulegen. Warren war spontan damit einverstanden, sah mich an, sagte nur ein Wort "Dreaming", zeichnete schnell auf einige am Tisch liegende A4 Blätter und bat mich ein Foto von ihm zu machen, dass ihn nur mit seiner Aborigine Flagge bekleidet und mit Speer zeigt. Bei der folgenden Fotoarbeit in einem Mühlviertler Bauernhof, kam uns die Idee meine „weisse“ Hand als verbindendes Symbol für Frieden und Gemeinsamkeit in den Bildinhalt einzuarbeiten. |
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16. Juni 2000 |
Ich setzte alle meine mir zur Verfügung
stehenden Mittel daran das Bodengold Feld so schnell wie möglich
anzufertigen (Litho, Siebdruck auf Acrylglas und Blattvergoldung) und
die Genehmigung in Wien zu bekommen. Als glücklicher Provinzkünstler in
Steyr hatte ich bis dato noch keine offiziellen Wien Kontakte und fuhr
guter Dinge einfach drauf los um die zuständige Magistratsabteilung in
Wien zu suchen. Zufällig war der Leiter der Abteilung MA35, Herr Ing.
Peter Stefanik, gerade anzutreffen. Nach meiner kurzen Beschreibung der
Idee lernte ich den Begriff „Goldenes Wienerherz“ erstmals in Natura
kennen. Ich erhielt umgehend am 13. Juni das Anmeldungsformular und am
15. Juni via Fax den Termin zur Verhandlung vor Ort am Stephansplatz:
16. Juni um 11 Uhr. Der Beleg für die Veranstaltungsabgaben trug, wie auf meinem Kunstweg üblich, „zufällig“ die Belegnummer 27... Ich danke hier den drei goldenen Wienerherzen sehr herzlich: Hr. Ing Peter Stefanik (MA35), Hr. Willibald Pfeiffer (Bezirksrat 1. W.G.B.) und Hr. Dr. Schmid (Bezirksvorstand 1. Bezirk) |
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19. Juni 2000 |
Kunstaktion am Wiener Stephansplatz:
„WE ARE ONE, WE ARE MANY“. Damals gab es noch keine digitalen Sozialen
Netzwerke, vielleicht wäre diese Friedensaktion dann medial doch etwas
beachtet worden... |
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Warren schrieb folgende Zeilen für einen Flugzettel
(hier übersetzt): |
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„WIR SIND
EINS, WIR SIND VIELE. Ich bin Warren Clements vom Kookaburra Clan des
Wakamin Stamms und das ist mein Dreaming. Die australische Regierung
wird sich nicht bei meinen Leuten dafür entschuldigen, dass die
„Gestohlene Generation“ von ihrem Land vertrieben wurde. Die Welt kann
jedoch erkennen und verstehen, dass die Aborigines in den letzten 200
Jahren misshandelt wurden. Australien ist ein multikulturelles Land und sehr
stolz darauf. Was die Regierung jedoch nicht anerkennt, sind die
Ureinwohner, wer und was wir sind. Meine Flagge zeigt, wer und was ich bin. Mein Schild
beschützt meine Leute. Mein Speer steht für Unabhängigkeit und Frieden.
Die Speer-Spitze deutet nach oben, Frieden erklärend. Die weiße Hand ist
ein Zeichen der Freundschaft, ein „Bruder aus Österreich“. |
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Bei der Aktion am Stephansplatz saß
Warren neben dem Goldfeld und seine Aborigine Brüder begleiteten ihn mit
ihren Digeridoos. Nach einiger Zeit stand er auf und bewegte sich auf
mich zu. Ich sah, dass er sehr berührt war. Da kamen zwei Österreicher -
augenscheinliche "Sandler" (auf gut Wienerisch) - aufgeregt auf ihn zu
und wollten ihm ihr Mitgefühl lautstark ausdrücken. Der eine sagte: „Ich
kann euch so gut verstehen, uns geht es fast auch so“. Warren war
sichtlich erschrocken. Ich stellte mich dazwischen und sprach erklärend zu den Zwei: „Bitte lasst
ihn in Ruhe er versteht euch nicht. Er spricht kein Deutsch“. |
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Warren umarmte mich darauf hin und sprach
in mein Ohr: „Du bist ein wirklicher Bruder“. |
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Ursprünglich sollte nur das goldene Bodenfeld als
Kunstrelikt entstehen, dass später - zwischen zwei Sicherheitsglas
(ESG)Scheiben konserviert - als Wandobjekt aufgerichtet wird. Doch als ich zum Auto ging und
mein Sakko auszog, sah ich die weisse Farbe seiner Schminke an meiner
Schulter. Das Sakko wurde unerwartet zum zweiten Kunstrelikt -
prozessorientiert zu einem
ganz besonderen Werk! Die feine weisse Spur der Kulturen verbindenden,
zutiefst menschlichen, Urmarmung war mir wichtiger und wertvoller als
das goldene Aktionsrelikt. Es entstand ein Diptychon - Zwei Relikte aus
prozessorientierter Konzeptkunst... |
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Erstmals wurde das Diptychon im Kunstverein Steyr, bei meiner "Werkschau" im Jahr 2001 gezeigt. Social Gold Archiv: Werkschau
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Das Diptychon war auf der Empore des Design Center Linz, bei der Rauminstallation "HUMAN___gold" vom 6. - 21. Dezember 2017 zu sehen. www.human.gold Fotos: HuM-ART Sardelic |
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Der Antipodenstab des Design Centers Linz und das "AUSTRIA AUSTRALIA" Diptychon in seiner direkten Nachbarschaft. |
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Die Fotodokumentation der Aktion: (Alle Fotos: Walter Ebenhofer) |
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