Zurück zum Inhaltsverzeichnis der Magisterarbeit von Mag. Manuela Schmid
 

 
4. Biografisch-künstlerischer Weg
 
4.3. Begriffsprägung "Tellaura Anacht(h)onismos"
 
1985 begann eine Zusammenarbeit mit Friedrich Steinbock.(28) In der Anfangsphase Angerbauers neuer Kunstrichtung sprach er mit Steinbock von der Notwendigkeit der "Rückkehr des Goldes zur Erde" und seiner Absicht, sich mit diesem Thema intensiv zu beschäftigen. Angerbauer bat Steinbock, sich Gedanken über seine Idee, die damals noch wie er sagt "stark aus dem Bauch kam", zu machen und ihr vielleicht einen eigenen Namen zu geben. Steinbock erfand den Begriff "Tellaura Anacht(h)onismos". Später ließ Angerbauer das zweite "h" weg und verwendete zur Bezeichnung seiner Projekte und deren globaler sozialer Zukunftsaspekte nunmehr das Akronym "T.A".
 
Das von Steinbock geprägte Begriffspaar "Tellaura Anacht(h)onismos", von nun an als programmatische Kurzformel "T.A." abgekürzt, ist eine lateinisch-griechische Kunstwortbildung, die, gestützt auf die Skripten von Steinbock und Angerbauer von 1985 nachfolgend erläutert wird.
 
"Tellaura Anacht(h)onismos" formuliert den Leitgedanken "Die Rückkehr des Goldes zur Erde" als ganzheitliche Vereinigung archaischer Sprachelemente. Im einzelnen liegen dem Kunstwort folgende Wortelemente zugrunde:
 
Tellus, -uris (lat.) - die Erde, der Erdboden, die Göttin Erde
Aurum, -i (lat.) - das Gold
aura, -ae(lat.) - Lufthauch, Wind, Tageslicht, Himmel, Schimmer
Aura, die (esot.) - Strahlungsenergiefeld, das (lebende) Körper umgibt
laurus, -i (lat.) - Lorbeerbaum (heiliger Baum Apolls): Reinheit, Heilung, Weissagung
ana chthona (griech.) - zur Erde zurück/zur Erde hinauf
anachthonizio (griech.) - etwas zurück zur Erde hinauf auf eine höhere Ebene bringen
anachthonismos (griech.) - die Tat, etwas zurück zur Erde zu bringen" (29)
 
Mit diesem Kunstwort will Angerbauer skizzenhaft und plakativ sein künstlerisches Anliegen zum Ausdruck bringen. Zwar erscheint das Kürzel "T.A." auf den ersten Blick eines Kunstbetrachters unverständlich, aber vom Gesichtspunkt der Verbreitung und Vermarktung von T.A.- Kunstprojekten ist dies geschickt gewählt, denn bei Nachfrage ist der interessierte Rezipient direkt bei dem Kerngedanken Angerbauers künstlerischen Anliegens. Ein interaktiver Prozeß zwischen Künstler und Rezipient kann beginnen.
 
Mit zahlreichen unterschiedlichen Aktionen wurden erste Schritte in diesem Prozeß eingeleitet:
 
1986 Aktion: "Poor Golden Country", Linz, München, Johannesburg, Capetown, Aschach a.d. Steyr, Österreich.
1987 Aktion: "Aurum Sacrum" - Triptychon, Garsten, Österreich.
1987 Einzelausstellung: "Mythos Gold", Bummerlhausgalerie Steyr, Österreich.
 
Derartige Aktionen waren nach dem Schlüsselerlebnis der "Sierra Pelada" 1984 erste Zeichen der Aufbruchphase, die sich ab 1985 in zahlreichen Werken manifestierte.
 
Diese und die weiteren künstlerischen Phasen (30) in der künstlerischen Entwicklung Johannes Angerbauers werden im folgenden Kapitel am Beispiel von besonders prägnanten Werken der jeweiligen Phase dargestellt und charakterisiert.
 
 
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(28) Friedrich Steinbock war Klassenkamerad Angerbauers, der ebenfalls die Fachschule für Kunsthandwerk in Steyr bersuchte. In seiner Freizeit beschäftigte ihn schon damals die griechische und lateinische Kunst und Sprache. Er arbeitet jetzt als Redakteur bei einer österreichischen tageszeitung.
(29) Angferbauer, Internetdokumentation 2.
(30) Gesamtauflistung der Aktionen und Handlungen Angerbauers in chronologischer Anordnung siehe Anhang 8.1.