KRISTALLTAG
| 1938 1998 2012 2014 2015 | 
| "Bodengold und andere Heilige" | 
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| Bodengold | 
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| Seit 2009 verbindet ein Korridor aus Stahl und Glas entlang des Kammergartens das Untere Belvedere mit der Orangerie. Auf dem Weg durch die Ausstellung wird hier zunächst an drei Stellen der Weg durch Blattgold auf dem Boden versperrt. Die Schwellen bleiben unterschiedlich lange, die erste wird nur am Eröffnungstag zu betreten sein, die nächste einige Tage, die dritte während der ganzen Ausstellungsdauer. Die drei auf Sicherheitsglas beschichteten Gold-Tafeln werden im Anschluss daran von Johannes Angerbauer zu einem Triptychon zusammengestellt. Es wird den Prozess dokumentieren, wie die Besucher das Gold mit Füßen treten. Die individuellen Reaktionen werden sehr unterschiedlich sein. Vermutlich wird das Empfinden, hier ein Tabu zu verletzen, überwiegen. | 
| Exkurs: Tabu Bodengold | 
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    Die Scheu, auf Gold zu gehen, hat mehrere 
	Gründe. Erstens wird der edle Glanz zerstört, weil die Haut 
		des dünnen 
	Blattgoldes sehr verletzlich ist. Zweitens schreckt man davor zurück, in ein 
	Werk hineinzusteigen. Der dritte Grund betrifft den kulturgeschichtlichen 
	Zusammenhang von Gold und Schatten. Der mittelalterliche Goldgrund und der 
	neuzeitliche Schatten sind inkompatibel. Das perspektivisch-räumliche Denken 
	hat den Goldgrund beendet. Das Wort "Grund" bezog sich immer auf den 
	Hintergrund 
		und nicht auf den "Grund und Boden". Der Konnex Gold und 
	Schatten wird allerdings im Zuge der Wiederentdeckung des Mittelalters um 
	1800 zwar nicht in der Malerei, aber in der Dichtung deutlich.  | 
| Ein vierter Grund für die Scheu, den goldenen Boden zu betreten, liegt 
	darin, dass damit die Vorstellung  | 
| Angerbauers "Goldobjekte wollen mit Füssen getreten, abgerubbelt, zerkratzt, verworfen und entweiht werden, um so die >Wahrheit ans Licht< zu bringen."(3) | 
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    In der Orangerie ist ein Diptychon von Angerbauer zu 
	sehen, der sich nach einer Pause 
		seit 2008 wieder des Pseudonyms "Johannes 
	Goldhoff" bedient. (4) Darin werden seine Vorstellungen deutlich, die auch 
	im Internet nachzulesen sind.(5) In diesem Kristalltag, 
		10. Nov. 1998, 
	der wie alle seine Werke aus einer Aktion heraus entstand, sind die 
		Spuren 
	von Vertrieben auf dem Gold zwischen Sicherheitsglas hinterlassen worden. 
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| Auszug aus dem exclusiven Katalogbuch GOLD | 
| Kapitel: "Themen der Ausstellung" > "Bodengold und andere Heilige" S. 258 (Abbildung des "Kristalltag" Objekts Nr. 2, auf Seite 278) | 
| Zur Ausstellung "GOLD" und zum Katalogbuch, erhältlich im Belvedere |