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Index der Texte und Essays zur Arbeit von Johannes Angerbauer

  Assmann Peter Vorwort im Katalog zu T.A.02895 und T.A.03095
Glaser Wolfgang Essay zum geplanten Projekt T.A.Olympia (Paralympic Games)
Heintel Peter Essay "Kunst und Zeit" für die Kunstzeitschrift "Passagen 2/98"
Himmelbauer Leopold Vorwort im Katalog zu T.A.02595 "Jodschwefelbad"
Hochleitner Martin Vorwort im Katalog zu T.A.03195 "Kunst94 Zürich"
Locicnik Raimund Kommentar für die Kunstzeitschrift "Passagen 5/98"
Perner Rotraud A. Vorwort im Katalog zu T.A.03996 "Frauenhaus"
Ramsmaier Karl Kommentar zur T.A.05098 "Kristalltag" und zum Projekt "Opferland"
Schmid Manuela Magisterarbeit zu "Tellaura Anachtonismos"
Steinbock Friedrich Vorwort im Katalog zu "T.A.0189 bis T.A.0990"
Tolar Günter Kommentar zu T.A.03796 "Aidshilfen"
Zaunschirm Thomas Katalogbeitrag zur "GOLD", Unteres Belvedere, Wien, 2012
 

 

 
Ein Vorwort von Mag. Dr. Peter Assmann
 
in der Prozessdokumentation zu: T.A.02895 und T.A.03095 - Minenfelder #4 und #5:
 
Wenn Johannes Angerbauer seine individuell konzipierten und stets auf das Thema Gold bezogenen "Handlungen" gestaltet und diese teilweise in ein Kunstumfeld integriert bzw. diese von einem Kunstumfeld integriert werden, so steht seine spezifische künstlerische Haltung für einen sozialen Prozess "Kunst", der sich spätestens seit den von Josef Beuys in dem Diktum "jeder Mensch ist ein Künstler" schlagwortartig zusammengefassten Kunstkonzeptionen der 60er Jahre logisch fortführt. So wie Johannes Angerbauer sich und sein Kunstwollen als absolut soziale Kategorie definiert, so definiert sich auch ein heute aktuelles Kunstschaffen primär über gesellschaftliche Handlungen. Während Josef Beuys vor allem von den kreativen Möglichkeiten in jedem Menschen gesprochen hat, vom Potential der Kunst, so beschäftigen sich aktuelle Erscheinungsformen der Kunst, so auch Johannes Angerbauer, nicht nur mit diesen Möglichkeiten, sondern gestalten selbst sozial aktive Prozesse, die - quasi automatisch und selbstverständlich - jeden integrierten Menschen zum Künstler machen. Kunst wird so zu einem Prozess, zu einem strukturierten Ablauf.
 
Im konkreten Fall der Handlungen von Johannes Angerbauer ist jeder einzelne der vielen Menschen, die über seine goldenen Schwellen gehen, zum künstlerischen Mitgestalter geworden. Er hat seine ganz persönliche Spur hinterlassen, die zusammen mit vielen anderen einen Gesamtprozess von Gestaltwerdung markiert. Am konzeptuell vorstrukturierten Ende eines solchen Prozesses steht ein Werkergebnis. Angerbauer konzipiert und realisiert also keine pure Aktionskunst bzw. Performances, sondern er verschränkt Aktion und Werk zu einer gemeinsamen Erfahrungskategorie.
 
Bewusst setzt sich der im Werk des Künstlers so dominante Aspekt der sozialen Plastik in Gegensatz zum Hauptthema dieses Werkes, dem Material Gold: Gold ist nach traditioneller Interpretation das Auratische, das absolut Wertvolle, das die Beständigkeit des Wertes signalisiert, - bei Angerbauer wird es jedoch als fragile Schichtung zur Abnützung freigegeben. Gold als abstrakte Basis unserer Marktwirtschaft, Gold als Symbol von Macht und damit Hauptzielvorstellung unserer Gesellschaft wird als Erdmaterial vorgestellt, als ein zu transformierendes Gestaltungsmittel, das weder symbolisch noch faktisch einen Ewigkeitswert darstellt, sondern wie jedes Element in verändernde Bewegungsabläufe eingebunden ist. Angerbauer durchbricht aber nicht nur radikal die traditionelle Auratisierung des Goldes, er gestaltet Gold zudem als eine Art Spiegelbild, das die Aufmerksamkeit des Betrachters auf ihn selbst zurückführt. Überdeutlich werden wir mit der Frage nach dem Gleichgewicht zwischen Wertnehmen und Wertgeben konfrontiert, mit der Frage nach einem sozialen, materiellen, geistig energetischen Ausgleich. Die goldene, sich permanent verändernde "Spiegelschicht" konfrontiert Angerbauer mit Bildern und Texten, die zumeist geistesgeschichtliche Bezüge zum Material Gold herstellen. Stets werden diese Bild- und Textzitate als Frage formuliert; zugleich als Hinweis auf vielfach festzementierte Wertungs- und Zuordnungshaltungen.
 
Johannes Angerbauer führt in seinem künstlerischen Werk auf höchst intelligente Weise vor, wie mit den Mitteln der aktuellen Kunst eine kritische Reflexion dieser Zementierungen erfolgen kann. Seine Kunst versteckt sich nicht - im Gegenteil -, sie definiert sich nicht als von außen wirkender Beobachter, sondern als direkt in der Gesellschaft auf vielfältige Art und Weise wirkendes Bewegungselement der Reflexion. Zugleich exemplifiziert er auf höchst markante Weise, wie die volle Konzentration auf ein Hauptthema in gleicher Weise die Kraft der Öffnung vorgeprägter
"An-Schauungen" auf ein weites Themenfeld ermöglichen kann.
 
Mag.Dr. Peter Assmann
 
Zur Homepage von Dr. Assmann:  http://www.peter-assmann.info/index.html